1000 Töne klingen wieder in der Martin-Luther-Kirche
Der 5. November geht sicher in die Annalen der Martin-Luther-Kirchengeschichte ein. Am Nachmittag dieses Tages wurde nach fast 20 Jahren wechselvoller Geschichte die neue Orgel im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes, zu dem viele Gläubige, unter ihnen auch Honoratioren aus Kirche und Politik gekommen waren, von Pfarrerin Susanne Munzert zu Beginn eingeweiht. Dann erklang zum ersten Mal das von Jürgen Lutz und seinem Team gebaute "königliche" Instrument: Martin Schiffel, Orgelgutachter für die Kirchengemeinde seit 2001, spielte Johann Sebastian Bachs "Komm heiliger Geist" (Bild). In ihrer Predigt gab die Pfarrerin ihrer Freude Ausdruck über die neue Orgel, zitierte Bachs Kantate: "Singet dem Herrn ein neues Lied". Und weiter: "Die Orgel ist eine Art Lebensbegleiter, beschreibt unsere verschiedenen Stimmungen und unterstützt die Liturgie." Unterlegt von kurzen Orgelklängen nannte Munzert Freude, aber auch Klage über Unrecht, Leid und Krieg. Manchmal sei die Orgel kräftig und laut, manchmal leise und nachdenklich. Nie diene sie nur der Unterhaltung: " Sie singt die Melodie Gottes von seiner Liebe, die er für seine Schöpfung und seine Menschheit hat." Jede Pfeife hat ihren Platz, ihre Bedeutung", endete sie. Die ganze Orgel sei ein kleines Wunder, zu dem viele Menschen beigetragen hätten. Und so bestimmte auch die Musik den ganzen Gottesdienst, zu dem später die Organistin Christa Klughardt mit "Nun danket alle Gott" beitrug.
Moderierte die Grußworte der Honoratioren: Vertrauensfrau und Kirchenvorstand Anita Kral-Bielefeldt. Foto: Privat
Nach dem Gottesdienst moderierte Vertrauensfrau und Kirchenvorstand Anita Kral-Bielefeldt nach einem kurzen historischen Abriss einige Grußworte, bei denen der stellvertretende Landrat und Schirmherr der Orgel, Norbert Reh, den Anfang machte: Er beschrieb das Problem mit dem Denkmalschutz, der die alte Orgel erhalten und renovieren lassen wollte, bis vom Landratsamt eine gute Entscheidung getroffen wurde. Die alte Orgel wurde komplett verkauft, ermöglichte so den Bau einer neuen: "Es war eine schwere Geburt", sagte Reh, beglückwünschte umso mehr die Kirchengemeinde zu ihrer neuen Orgel und überreichte einen Scheck als Unterstützung zu den noch ausstehenden Kosten. Nach ihm beschrieb Dekan Jörg Breu die Entscheidung der Kirchengemeinde für eine neue Orgel als eine "weise Entscheidung" - räumte allerdings mit der Vorstellung auf, im Mittelalter sei die Orgel besonders beliebt gewesen. Calvin und Zwingli hätten sie strikt abgelehnt. Nichtsdestoweniger beglückwünschte auch Breu die Kirchengemeinde zu ihrem Mut, dankte und bewunderte die handwerkliche Kunst und endete: "Gott segne diese Orgel." Für Bürgermeister Bernd Ernstberger stand die Orgel am Ende eines langen Weges voller Anstrengungen, mit denen auch er die Gespräche mit dem Denkmalschutzamt meinte. Man habe viele Steine beiseite räumen müssen, meinte er, beglückwünschte schließlich alle, die an dem Projekt beteiligt gewesen seien. Auch er überreichte der Vertrauensfrau einen Scheck über die stattliche Summe von 35.000,00 Euro. Der Orgelsachverständige Martin Schiffel dankte dem Kirchenvorstand, erinnerte an die Orgelfahrten, um einen geeigneten Orgelbauer zu finden, dankte Jürgen Lutz für die großartige Arbeit und wünschte der Gemeinde viel Freude mit der Orgel. Für die katholische Schwestergemeinde stellte sich der neue Pfarrvikar Carsten Cunardt vor, stellte die Orgel als ein Wunder dar, "auf das Sie stolz sein können" und wünschte der Kirchengemeinde viel Freude zur Ehre Gottes. Schließlich dankte auch der Orgelbaumeister Jürgen Lutz für das Vertrauen des Kirchenvorstandes, für die gute Zusammenarbeit und wünschte seinerseits viel Freude mit der Orgel, die er nach dem Gottesdienst den wissbegierigen Gottesdienstbesuchern auch gern im einzelnen vorstellte. Bei nahezu allen Grußworten aber fiel der Name "Pielmann". Zu Recht. Denn Martin Pielmann, ehemaliger Kirchenvorstand, hatte gerade in der Zeit der Vakanz, aber auch später durch seinen unermüdlichen Einsatz einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Projektes. Später, bei einem Empfang im Gemeindehaus wurden bei einem kleinen Film über den Bau der Orgel so manche Eindrücke vom Klang des neuen Instrumentes diskutiert. Gleich eine Woche später wird sie anlässlich eines Konzertes wieder zum Einsatz kommen. NP