Erstes Orgelkonzert

Erstes Konzert auf der neuen Orgel

 

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Ließen die neue Orgel am 12. November in ihren ganz unterschiedlichen Klangfarben erklingen (v.l.): Tobias Munzert, Alice Graf, Christa Klughardt, Almut Peiffer, Martina und Dr. Peter Schleicher. Fotos: Privat

Nur eine Woche nach der Einweihung fand das erste große Konzert in der Martin-Luther-Kirche statt. Vor Landrat Armin Kroder, seinem Stellvertreter Norbert Reh mit Ehefrau Andrea, vielen Gemeinderäten aller Fraktionen und weiteren zahlreichen Gästen spielten zwei Musiker und vier Musikerinnen auf der „Königin“ der Instrumente, wie Dr. Peter Schleicher, der den Abend moderierte, die neue Orgel nannte. Sie sei im Grunde durch ihre Register eine Kombination aus verschiedenen Instrumenten. So wolle man in diesem Konzert einen Eindruck von der Klangvielfalt der Orgel geben. Den Anfang machte Alice Graf, diplomierte Organistin, die gelegentlich auch im Gottesdienst spielt. Von ihr war das „Concerto a-Moll BWV 593“ zu hören, zu dem Dr. Schleicher erklärend hinzufügte, dass sich Bach bei diesem Stück mit der zeitgenössischen italienischen Musik beschäftigt habe: „Das Stück ist im Grunde genommen die Transkription eines Konzertes für Violinen und Streicher von Vivaldi.“ Und so ließ Frau Grafs gefühlvolles Spiel den Wechsel zwischen Solostellen und vollem Orchester ausdrucksvoll erklingen.

Eine völlig andere, moderne Orgel hörten die Konzertbesucher von Christa Klughardt, der Organistin unserer Kirchengemeinde: Humor, Witz und Charme erklangen im „Insektarium und Aquarium“ des zeitgenössischen Hamburger Organisten Andreas Willscher. Besonders der französischen romantischen Orgeltradition zugetan ist Willscher aber auch Jazzmusiker, fühlt sich nicht minder der böhmischen Musiktradition verbunden. Eine Herausforderung für Frau Klughardt, weil die kurzen Stücke zwischen viel Gefühl und schneller Klangfolge wechselten, für das ungeübte Ohr spannend und herausfordernd.

 

 

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Christa Klughardt, Organistin der Kirchengemeinde...

 

Dass auf einer Orgel auch Rock und Pop gespielt werden können, bewies der Orgelschüler Tobias Munzert auf eindrucksvolle Weise. Jedes „Mittelalter“ unter den Zuhörern kennt aus den 60er und 70er Jahren die Rockgruppe „The Who“. Auch wenn Gitarrist Peter Townshend zuweilen sein Musikinstrument und andere Einrichtungen zertrümmerte – zusammen mit seinem späteren Sänger Roger Daltrey erlangten sie u.a. mit „My Generation“ Weltruf. Warum, das bewies Munzert, der neben „Fluch der Karibik“ auch dieses Stück spielte – und dabei viel Mut und Können bewies. Wer schon länger in der Kirchengemeinde zuhause ist, fühlte sich an frühere Zeiten erinnert, als das Ehepaar Schleicher gemeinsam insbesondere Stücke von Bach auf Querflöte, Trompete und Orgel spielte. Von verschiedenen Plätzen der Kirche aus – abgesehen natürlich von der Orgel – erklangen „Air“, „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ oder „Jesus bleibet meine Freude“. Warum diese schön gespielten Stücke, die so bescheiden klingen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen und doch so gar nicht auf Wirkung aus sind, erklärt sich wohl aus dem wunderbaren Zusammenspiel der Instrumente. 

 

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Almut Peiffer, Dekanatskantorin, zeigte, wie man auf den Tasten "turnt".

 

Gen Ende begann Almut Peiffer, Hauptorganistin in der Laurentiuskirche/Altdorf und Dekanatskantorin mit Bachs „Allein Gott in der Höh sei Ehr“: Dieses  lutherische Kirchenlied ist insbesondere durch Bach im Stil seiner Triosonaten komponiert und seine Interpretation aus dem evangelischen Gottesdienstgesang nicht wegzudenken.  Es folgten drei choralgebundene Stücke des Bad Neustadter Dekanatskantors Thomas Riegler, darunter eine Fantasie über „O komm du Geist der Wahrheit“. Riegler hat in seinen Orgelstücken Turnvater Jahns „frisch, fromm, fröhlich, frei“ übernommen. Das heißt konkret, er ermutigt Orgelspielerinnen und -spieler, auf Manual und Pedal vehement zu spielen und das tat Frau Peiffer in beeindruckender Weise. Wer ihr beim Spiel nicht nur zuhörte, sondern auch zuschaute, konnte die hohe Kunst des Orgelspiels erleben: Die Kantorin ließ nach Rieglers Vorstellung ihre Finger auf den „Tasten turnen“ und ihre „Füße über das Pedal tanzen“. Eine musikalische Herausforderung, die der Komponist durch eine Reihe solcher Fantasien erweitert hat.

 

 

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Moderierte und musizierte: Dr. Peter Schleicher...

 

In einem Orgelkonzert, so Moderator Dr. Schleicher, darf Felix Mendelssohn Bartholdy nicht fehlen: So spielte er zum Schluss das „Allegro moderato maestoso“, in dem ein letztes Mal die volle Lautstärke, Klangfarbe und Wucht nahezu aller Register zu hören war. Der folgende, lang anhaltende Applaus, verbunden mit dem Dank und Blumen der „Hausherrin“, Pfarrerin Susanne Munzert, ließ neben dem beeindruckenden musikalischen Können der sechs Musikerinnen und Musiker bei wohl allen Zuschauern die Erkenntnis zurück, dass die Martin-Luther-Kirche eine wunderbare neue Orgel hat.  NP