Neujahrskonzert 2017

Gipfelwerk der romantischen Kirchenmusik 

 

War das Neujahrskonzert des letzten Jahres musikalisch besonders festlich gewesen und hatte Höhepunkte der barocken Musik geboten, stellte in diesem Jahr der Auftritt von Schwarzenbrucker Kantorei, Solisten und dem Oratorien-Orchester Mittelfranken einen starken Kontrast dar.

Die Besucher der auch in diesem Jahr wieder sehr gut besuchten St. Joseph-Kirche erlebten zu Beginn die weltberühmte Serenade Nr. 13 für Streicher, KV 525 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), besser bekannt unter der „Kleinen Nachtmusik“. Die Serenade wurde im August 1787 abgeschlossen, etwa gleichzeitig mit dem zweiten Akt von Don Giovanni, einem nicht minder berühmten Meisterwerk der Operngeschichte. Das Wunderkind Mozart, infolge seines unglaublichen Schaffens von Opern, Sinfonien, Liedern und Messen zu seiner Zeit an allen Höfen Europas bekannt, hat die Aufführung seiner Serenade selbst nicht mehr erlebt.

Warum wurde die kleine Nachtmusik so berühmt? Sie ist einfach, aber nicht simpel, von Mozart mit wunderbarer Leichtigkeit gefertigt, „mit drei/vier Harmonien schafft er einen ganzen Satz“, schrieb einmal der Mozartexperte Ulrich Konrad. Und mit genau dieser Leichtigkeit trug das mittelfränkische Oratorien-Orchester, zum ersten Mal in Schwarzenbruck zu Gast, die Streicher-Serenade vor, wobei sie keineswegs leicht zu spielen ist, nur so klingt. Durch das Orchester unter dem Dirigat von Manfred Meier-Appel wunderbar harmonisch ausgereift ist übrigens nicht bekannt, woher die Serenade ihren Namen trägt. Zur „Ikone“ der klassischen Musik wurde sie erst 1939 durch den gleichnamigen deutschen Spielfilm.

 

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Auch in diesem Jahr wieder ein musikalisch festlicher Höhepunkt: Das Neujahrskonzert mit der Schwarzenbrucker Kantorei, dem Oratorien-Orchester-Mittelfranken und Solisten, die mit ihren Stimmen dem Konzert immer wieder eine besondere Note geben.    

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Einen starken Kontrast zu Mozarts Serenade bildete im Anschluss die Große Messe Nr. 6 in Es-Dur, D 950 von Franz Schubert (1797-1828) - dem Hauptwerk des Abends. Gesamtleiter Meier-Appel spricht in einem Vorwort von dem absoluten Gipfelwerk der romantischen Kirchenmusik. Die Messe wurde in der Wiener Dreifaltigkeitskirche am 4. Oktober 1829 von Schuberts Bruder Ferdinand posthum aufgeführt. Schubert selbst wurde insbesondere durch seine über 600 Lieder berühmt – darunter bedeutende Zyklen wie die „Winterreise“ oder „Die schöne Müllerin“.

Die Vielfalt musikalischen Ausdrucks wird in dieser Messe nebeneinandergestellt, Erhabenheit, aber auch Jubel. Eine enorme Herausforderung an den Chor, der die Hauptlast der Messe trägt, weil er fast ohne Pause im Einsatz ist. Und im Vorfeld noch geschwächt war durch krankheitsbedingte Ausfälle einzelner Mitglieder. Um so höher ist seine stimmlich-technische Qualität einzuschätzen.

Eine Besonderheit ist wohl der Einsatz von Posaunen, die Schubert besonders liebte. Insbesondere in dem tröstlich-friedlichen „Dona nobis pacem“, dem ergreifenden „Agnus Dei“, nehmen sie einen besonderen musikalischen Platz ein.

 

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Tenör Sebastian Köchig und die Sopranistin Andrea Schwendtner Foto: Privat

 

 

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Die sopranistinrenate Kaschmieder und der Bariton Dariusz Siedlik.

Eine Herausforderung ist die Messe aber auch für die Solisten, die dankenswerter Weise immer wieder den Weg nach Schwarzenbruck finden. Ihr Einsatz beginnt mit dem „incarnatus est“, also der Menschwerdung. Andrea Schwendtner, Sopranistin aus Schwarzenbruck, die  schon Brahms „Requiem“, den „Messias“ oder den „Elias“ gesungen hatte – ihre Intensität und Ausdrucksstärke trug ebenso zum Gelingen dieser besonders schwierigen Messe bei wie der Alt von Renate Kaschmieder aus Altdorf. Von den beiden Tenören wär Sebastian Köchig vom Nürnberger Staatstheater erstmals zu Gast und bewies, warum er ein so viel gefragter Konzertsänger ist. Der übrigens auch gern schwarzhumorige Chansons von Georg Kreissler singt. Den Bariton Dariusz Siedlik, polnischer Abstammung und ebenfalls Mitglied des Nürnberger Staatstheaters, Konzert- und Liedsänger, mit seinem starken Ausdruck war wieder einmal ein besonderes musikalisches Erlebnis.

Seit über 30 Jahren sorgt die Schwarzenbrucker Kantorei mit den großen Werken klassischer Musik alljährlich an Neujahr für einen außerordentlichen, für sehr viele Besucher unvergesslichen Jahres-Konzertbeginn. Mit der besonderen Herausforderung der Schubert-Es-Dur-Messe hat sie unter ihrem Leiter Manfred Meier-Appel auch in diesem Jahr einen großartigen musikalischen Erfolg gefeiert. NP